Der alte jüdische Friedhof

Zur Geschichte des alten jüdischen Friedhofs

Die erste Erwähnung findet sich in einer Urkunde aus dem Jahr 1442.

In einer Ansicht der Residenzstadt Fuldt von Hans Brosamer in Sebastian Münsters Cosmographia universalis aus dem Jahr 1550 sehen wir erstmals den jüdischen Friedhof im Gesamtbild der Stadt. Zu erkennen sind seine Lage gegenüber des Spillingsturms außerhalb der Stadtmauer (s. Markierung) und in nächster Nähe zum mittelalterlichen Centgerichtsplatz, seine Umgrenzung sowie ein Häuschen an seinem östlichen Ende.

Ansicht der Residenzstadt Fuldt von Hans Brosamer in Sebastian Münsters Cosmographia universalis, der Alte Jüdische Friedhof ist markiert; Quelle lagis-hessen.de
Ansicht der Residenzstadt Fuldt von Hans Brosamer in Sebastian Münsters Cosmographia universalis, der Alte Jüdische Friedhof ist markiert; Quelle lagis-hessen.de

Per Mandat des Fuldaer Fürstabtes Bernhard Gustav 1671, wurden alle Juden bis auf fünf Familien aus dem Fürstbistum Fulda ausgewiesen. Im Zuge dieser Vertreibung wurde auch der Jüdische Friedhof eingezogen und den verbliebenen fünf Gemeindemitgliedern ein Begräbnisplatz am Peterstor hinter dem Ziegelhüttengarten zugewiesen (heute Nikolausstraße zwischen Linden- und Heinrichstraße).

Das Bittschreiben der Jüdischen Gemeinde Fuldas vom 24. September 1685 berichtet, dass aufgrund des erneuten Anwachsens der Judenschaft der Begräbnisplatz am Peterstor zu klein ist und man wieder zum ursprünglichen Bestattungsort zurückkehren möchte.

In den Jahren 1823, 1825 und 1861 wird das Friedhofsgelände mehrmals erweitert und die Genehmigung zum Bau einer Mauer erteilt.

1906 wird der, nun alte Jüdische Friedhof, geschlossen und der neue an der Edelzeller Straße in Betrieb genommen.

Bereits seit dem 19. Jahrhundert bemühte sich die Stadt Fulda auf dem Friedhof ein Parkgelände zu errichten, doch die jüdischen Gemeindevertreter lehnten alle Kaufangebote ab.

Wenige Tage nach der Pogromnacht und der Zerstörung der beiden Friedhöfe gelangt das Grundstück am 14. November 1938 als „Schenkung“ in städtischen Besitz. Die Grabsteine werden nun für die Verwertung vorbereitet, sodass die Fuldaer Zeitung am 17. Januar 1939 berichten kann, dass „die Steine […] an Ort und Stelle so hergerichtet [wurden], dass sie eventuell anderen Zwecken nutzbar gemacht werden können. Bis zum Ende des Krieges wurde der heilige Ort als Ackerland genutzt.

Am 1949 willigte die Stadt Fulda in die Rückgabe des Jüdischen Friedhofes an die IRSO (International Restitution Successor Organisation) ein.

1951 bekundet die Stadt Fulda erneut ihr Interesse am Grundstück und kauft dieses am 1952 von der IRSO mit der Auflage, dass eine Bebauung nur entlang der Rückseite der Häuserreihe der Bahnhofstraße erfolgen darf, ein Gedenkstein errichtet und der Rest der Anlage in eine Grünanlage umgewandelt wird.

Die Stadt Fulda ignoriert diese Auflagen, verkauft das Gelände an den Bund, welcher an der Ecke Lindenstraße/Sturmiusstraße ein vierstöckiges Verwaltungsgebäude des Hauptzollamtes errichtet. Die IRSO reicht Beschwerde über den Vertragsbruch ein und am 30. September 1954 bestätigt das Landgericht Fulda den Vergleich, dass das Grundstück nicht bebaut werden darf.

Weshalb das Zollgebäude nicht abgerissen werden musste ist zum großen Teil Benjamin Ferencz (hier nachlesen) zu verdanken.

Wer den alten Jüdischen Friedhof heute sieht, schaut auf zahlreiche Gebäude, Garagen und Parkplätze und auf eine Grünfläche, die von Hunden als Toilette genutzt wird und als Treffpunkt zum Alkoholkonsum genutzt wird. Kein Hinweis an den beiden Durchgängen, dass es sich um einen Jüdischen Friedhofes handelt, lediglich der Gedenkstein an der Ecke Sturmiusstraße/Rabanusstraße verweist darauf; ein Stein, zu dessen Anlage die Stadt vertraglich einst verpflichtet worden war.

Heute erneuert die Stadt Fulda ihre Bemühungen den alten jüdischen Friedhof als heiligen Ort anzuerkennen. Wir werden hier weitere Details veröffentlichen, sobald diese verfügbar sind.

Januar 2021
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