Wir sind eine Schülergruppe der Winfriedschule in Fulda, bestehend aus 8 – 10 Schüler*innen unter der Leitung von Anja Listmann. Diese Gruppe befasst sich mit der jüdischen Geschichte in Fulda. Mit verschiedenen Projekten und Aktionen versuchen wir das Gedenken an die Opfer des Holocausts aufrecht zu erhalten, wobei sich unsere Gruppe besonders auf die Deportierten aus Fulda fokussiert.
Zwei von uns werden sich Ihnen kurz vorstellen und unsere Motivation zur Teilnahme an diesem Projekt darstellen.
David
Hallo, mein Name ist David und ich gehe in die Klasse 10 der Winfriedschule in Fulda. Ich bin dieser AG beigetreten, weil ich einfach sehr interessiert bin, an der Geschichte des Zweiten Weltkrieges und deswegen mehr erfahren will und nicht nur das hören, was einem im Unterricht erzählt wird. Außerdem bin auch an einzelnen Personen interessiert, da man immer nur riesige Zahlen hört, aber keinen Bezug dazu hat. Ich hoffe sehr, dass sich mehr Menschen an diese Zeit erinnern, da sie eine sehr wichtige Zeit ist und nicht vergessen werden darf. Deswegen versuchen wir zusammen mit unserer Gruppe Dinge zu machen um die Erinnerung wachzuhalten, auch wenn es nur Kleinigkeiten sind. Das Gedenken ist sehr wichtig, weil es auf gar keinen Fall jemals wieder so weit kommen darf, dass etwas wie im Zweiten Weltkrieg wieder passiert. Außerdem ist es auch wichtig, um weiterhin an die Familien zu denken die ihre Kinder, Onkel, Eltern oder andere Angehörige der Familie verloren haben, damit man den Hinterbliebenen zeigt, dass ihre Familien nicht vergessen worden sind.
Leni
Mein Name ist Leni und ich bin eine 15-jährige Schülerin, welche zudem Teil der AG „Juden in Fulda” ist. Die wohl wichtigsten Gründe für meinen Beitritt waren mein bereits bestehendes Interesse hinsichtlich jüdischer Geschichte sowie der Zeit des III. Reichs. Zudem hat das derzeitige politische Klima ebenfalls eine wichtige Rolle für meinen Beitritt gespielt. Mit dem Erstarken von rechten Parteien und radikal rechten Gruppierungen sowie Verschwörungstheorien wie QAnon ist es ersichtlich, dass Antisemitismus wieder zunimmt. Eine meiner Hoffnungen für die Zukunft ist, dass dieses Projekt so viele Personen wie möglich erreicht, indem ein besserer Bezug durch lokal-orientierte Inhalte hergestellt werden kann.
Ich persönlich finde das Erinnern und Gedenken besonders wichtig, da die Geschichte leider dazu neigt sich zu wiederholen. Deswegen denke ich ist es besonders wichtig, dass wir uns alle an die Opfer der Shoah weiterhin erinnern, sodass sie in unserer Erinnerung weiterleben können. Ihre Leben sollen ihnen nicht umsonst auf so eine brutale Weise geraubt worden sein. Ich hoffe deswegen sehr, dass sie Mahner für unsere Menschlichkeit und Empathie in der Zukunft sowie Gegenwart sein werden.
Aufgrund der derzeitigen Corona-Beschränkungen war es uns leider nicht möglich unser geplantes Projekt für den Internationalen Holocaustgedenktag durchzuführen. Ursprünglich hatten wir das Vorhaben in den Klassen unserer Schule Präsentationen über die Fuldaer Deportierten zu halten und anschließend zum Erstellen von Gedenksteinen zu ermutigen. Jene Gedenksteine wären dann auf dem Schulhof in Form eines Davidsterns niedergelegt worden, woraufhin anschließend eine Gedenkfeier im kleinen Rahmen stattgefunden hätte. Ersatzweise, haben wir nun jedoch diesen Artikel verfasst.
Unter den 411 deportierten Juden aus Fulda befanden sich 61 Kinder und Jugendliche, eine davon ist Eva Lehmann. Eva wurde 1929 geboren und lebte mit ihrer Familie in Fulda. Vorerst konnten sie und ihr Bruder Adolf durch einen Kindertransport nach Belgien entkommen, damals war sie 10 Jahre alt. In Belgien gab es ein Jahr später keinen Zufluchtsort mehr, woraufhin beide nach Fulda zurückkehren mussten.
Am 08.12.1941 wird die Familie nach Riga deportiert. Im Lager Stutthof wird Eva 1944 mit 15 Jahren ermordet.
Heute möchten wir den Ermordeten gedenken und uns daran erinnern, dass dies nicht nur 6 Millionen Menschen waren, sondern einzelne Personen mit verschiedenen Geschichten. Um diese Menschen wenigstens in Erinnerung weiterleben zu lassen, bitten wir Sie, sich einen Moment Zeit zu nehmen und der Opfer zu gedenken, um Ihr Vermächtnis zu bewahren. Hierfür können Sie zum Beispiel eine Kerze anzünden, ein Gebet sprechen oder einen Stein ablegen.
Die Erinnerung ist wie das Wasser: Sie ist lebensnotwendig und sie sucht sich ihre eigenen Wege in neue Räume und zu anderen Menschen. Sie ist immer konkret: Sie hat Gesichter vor Augen, und Orte, Gerüche und Geräusche. Sie hat kein Verfallsdatum und sie ist nicht per Beschluß für bearbeitet oder für beendet zu erklären.
Noach Flug (1925-2011)