Am Donnerstag, dem 11. Februar, hatte die AG „Juden in Fulda“ die Chance sich virtuell mit Joe Hess, einem Überlebenden des Holocausts aus Fulda, zu treffen. Joe Hess, geboren Josef, wurde 1932 in Fulda geboren und schaffte es gemeinsam mit seiner Schwester, Ilse Judith, im Jahr 1939 mit Hilfe eines Kindertransports nach Großbritannien zu fliehen, wo beide mit einer Pflegefamilie lebten. 1948 wanderten er und seine Schwester in die USA aus, wo beide heute noch immer leben. 1955 erfuhr Joe Hess, dass sein Vater, trotz russischer Kriegsgefangenschaft, überlebt hatte und traf sich anschließend mit ihm in Fulda.
Im Folgenden werden zwei unserer Mitgliederinnen ihre Eindrücke schildern und Dinge, die sie von dem Treffen gelernt und mitgenommen haben.
Ronja
Während des Treffens mit Joe Hess wurden mir einige Dinge klar: Zum Einen, dass viele Menschen immer geiziger werden, auf hohem Niveau meckern und immer undankbarer werden. Das ist ziemlich schade, weil es so viele kleine Dinge gibt, für die man dankbar sein kann und auch sein sollte. Außerdem wurde mir wieder einmal bewusst, dass, wenn man für seine Ziele kämpft und arbeitet, man diese auch erreichen kann.
Das Wichtigste ist, den Glauben an sich selbst nie zu verlieren. Unser Leben ist unser Leben und wir dürfen, solange es niemanden stört, alles daraus machen! Zusätzlich ist es wichtig, dass der Frieden, so wie wir ihn zurzeit erleben dürfen, für uns nicht selbstverständlich ist oder wird. Frieden ist wie eine Pflanze – kümmert man sich nicht um ihn, dann geht er ein. Es ist also unser aller Aufgabe ihn zu pflegen, zu schützen und aufrecht zu erhalten.
Aus der Vergangenheit müssen wir lernen, aus Fehlern müssen wir lernen, um die Welt jeden Tag ein kleinen bisschen besser machen. Mit dem Gelernten sollten wir also unseren weiteren Lebensweg gestalten!
Leni
Während des Treffens mit Joe Hess wurden mir persönlich einige Punkte bewusst. Ich hatte nicht nur unter anderem das Privileg, ein außergewöhnliches Beispiel von Mut und Ausdauerfähigkeit kennenzulernen, sondern auch die Erkenntnis zu erlangen, dass ich trotz dessen nicht nachvollziehen kann, wie Überlebende wie Herr Hess mit ihrer Vergangenheit umgehen konnten und sich ein neues Leben aufgebaut haben.
Des Weiteren habe ich ein besseres Verständnis erlangt, wie sich die Umstände damals in Fulda verhielten. Vorher hatte ich nie einen richtigen Bezug zu den Folgen der Schoah hinsichtlich meiner Heimatstadt finden können. Es wirkte auf mich immer wie eine verborgene Erinnerung – präsent aber nie wirklich greifbar. Die einleitende Vorstellung verschaffte mir einen Einblick, wie es sich damals angefühlt haben muss – ähnlich wie in einem Nebel, angsterfüllt und sich der abspielenden Umstände nicht bewusst. Alles schien so rapide abzulaufen, sodass man nur in Retrospektive die Warnungen erkennen konnte. Da Herr Hess zu dieser Zeit ein Kind war, scheint es unvorstellbar wie es sich angefühlt haben muss von den Schicksalen so vieler oder eines selbst gewusst zu haben.
Schlussendlich festigte dieses Treffen meinen Glauben, dass das Gedenken an die Opfer des Holocausts die gleiche Wichtigkeit besitzt wie es schon immer der Fall war und es weiterhin ein fortbestehendes Ziel von Deutschland und seinen Bürgern sein sollte.
Wir sind alle sehr dankbar dafür, dass wir die Möglichkeit hatten Joe Hess treffen zu dürfen. Jeder von uns konnte die Chance nutzen aus diesem Meeting unterschiedliche Dinge zu lernen. Davon sind wir sehr beeindruckt und hoffen auf weitere Treffen.
Danke Joe!